Dokumentarfilm, Österreich 2013, 109 Minuten, FSK 0, besonders wertvoll.
Regie: Erwin Wagenhofer.
Unser Wirtschafts- und Gesellschaftssystem wird durch krisenhafte Entwicklungen zunehmend in Frage gestellt, und eine Antwort ist nicht in Sicht. Die politischen und wirtschaftlich Mächtigen wurden zum Großteil an den besten Schulen und Universitäten ausgebildet. Ihre Ratlosigkeit ist deutlich zu spüren, und an die Stelle einer langfristigen Perspektive ist kurzatmiger Aktionismus getreten.
Erwin Wagenhofer begreift das Thema „Bildung” sehr viel umfassender und radikaler als dies üblicherweise geschieht. Fast alle Bildungsdiskussionen sind darauf beschränkt, in einem von Konkurrenzdenken geprägten Umfeld jene Schulform zu propagieren, in der die Schüler die beste Performance erbringen. Wagenhofer hingegen begibt sich auf die Suche nach den Denkstrukturen, die dahinter stecken. Was wir lernen prägt unseren Wissensvorrat, aber wie wir lernen prägt unser Denken.
Nach We feed the World und Let’s make Money ist Alphabet der abschließende Teil einer Trilogie, in dem die Themen der beiden vorherigen Filme nochmals aufgegriffen und wie in einem Brennglas gebündelt werden. Alphabet ist Erwin Wagenhofers bisher radikalster Film.
98% aller Siegerländer Kinder kommen hochbegabt zur Welt. Nach der Schule sind es nur noch 2%. Diese provokante These vertritt der Film ALPHABET und dies nicht nur für Siegerländer Kinder. Um sich über diese Aussage auszutauschen bieten wir nach dem Film Gelegenheit gemeinsam zu diskutieren. Wir freuen uns, zwei Gesprächspartner begrüßen zu dürfen, die unser Bildungssystem aus unterschiedlichen Perspektiven erfahren haben. Zum einen Frau Marianne Demmer, studierte Pädagogin und ehemaliges Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, heute noch tätig im Hochschulrat der Universität Siegen. Zum anderen Christoffer Schäle, der sein eigenes Bildungskonzept entworfen und sich seine Diplom-Arbeit selbst anerkannt hat.