Berlin von unten: Anfang der 30er-Jahre lebten in der Hauptstadt infolge der wirtschaftlichen Verhältnisse Tausende Jugendliche auf der Straße. Zuflucht fanden sie in selbstorganisierten Cliquen. Davon erzählt der 1932 erschienene und 1938 verbotene und von den Nationalsozialisten öffentlich verbrannte Roman Blutsbrüder von Ernst Haffner. Kneipen, Krawalle, Alkohol, Rummelplätze, Wärmehallen und Bordelle bestimmen den Alltag der Clique um Jonny, Willi und Ulli, einer verlorenen Generation, die um ihre Jugend betrogen wurde.
Der Schauspieler Ben Becker, u. a. ausgezeichnet mit der Goldenen Kamera und Gewinner des Bayerischen Filmpreises, liest Haffners Großstadtroman mit der ihm eigenen archaischen Kraft und Ausstrahlung. Mit seinen Lese-Performances von Kinski bis zur Bibel erntet er Begeisterung bei Publikum und Kritikerschaft. Im Lÿz folgt er Haffners Blutsbrüdern auf eine rauschartige Reise in die Berliner Unterwelt der 30er-Jahre und dahin, wo die Punks der Weimarer Republik zu Hause waren. Foto: Anne Meister